Dienstag, 5. Oktober 2010

Mein Paradies

Die Insel, die ich in den letzten 4 Tagen bewandern durfte, ist einfach perfekt... perfekt für mich. Ich musste aber auch einen Preis dafuer bezahlen, nicht nur finanziell.



Fully booked
Am Morgen musste ich zuerst noch ein paar Dinge einkaufen gehen, bevor ich startklar war. Ich rechnete genügend Zeit ein, um mit den ÖV zum Flughafen zu kommen. Ich war dennoch weitaus der erste zum Check-In. 15kg waren erlaubt und ich hatte mit 20kg schon mal Übergewicht. Man kann sich jetzt fragen, was ich denn alles mitschleppte... man braucht halt so Einiges für eine mehrtätige Wanderung. Das fängt mal bei einem Zelt, Mätteli, Schlafsack an und dann alle Kleider für alle Wetter und natürlich das Essen. Auf jeden Fall musste ich dafür bezahlen. Sie meinte, dass Flugzeug voll ausgebucht sei und es könnte sein, dass sie das Zelt erst mit dem nächsten Flug mitnehmen können und das tönte schon etwas komisch...

Ich musste dann halt fast eine Stunde am Gate warten und fragte mich schon ein bisschen, wann denn all die Anderen Leute kommen. Es löste sich dann alles ziemlich schnell auf. Der Flieger war sehr klein. Soo klein, dass ich sogar verstand, warum man auf das Gewicht schauen muss. Der Flieger war mit 8 Personen (inkl. Pilot) mehr als voll und die Beinfreihheit war nicht vorhanden. Ich fragte mich dann noch, warum die Frau neben mir (Jessica) kein Übergewicht bezahlen musste...

Mitfahrgelegenheit gesucht...
Auf dieser Insel gibt es nicht viel, vor allem aber nicht viele Leute. Und von denen die es hat, kann man davon ausgehen, dass sie erstens ziemlich "laid-back" sehen und freundlich sind. So kann man auch ohne Hintergedanken an der Strasse entlang laufen und den Daumen rausstrecken. Es ging nicht lange, da hielt auch schon das erste Auto. Dieser nahm mich aber nur bis zur ersten Kreuzung mit. Von da lief ich zu Fuss, bis ein Van einfach so anhielt und fragte, ob ich mitfahren moechte. So kam ich immer etwas weiter... schlussendlich lief ich ein ziemliches Stueck zu Fuss, bis mich Chris und Vera (aus Auckland) aufluden. Sie fanden dann, dass sie die Beach auch anschauen kommen und mich somit direkt zu meinem Campingplatz fuhren. Chris und Vera sind Geo-Cacher. Ich weiss nicht, wer schon davon gehoert hat. Jedenfalls gibt es ueberall auf der Welt so verschiedene Orte, wo eine kleine Box mit einem Logbuch versteckt ist. Im Internet werden dann die verschiedenen Orte mit Laengen- und Breitengrade ausgetauscht und man kann dann diese Orte mittels eines GPS-Geraetes aufspueren. Moderne Schatzsuche, so etwa in der Art. Jedenfalls haben sie mir gesagt, dass sie am Morgen bei einem kleinen Wasserfall waren und dort eine Box versteckt haben. Ich schrieb mir das mal hinter die Ohren ...

Erster Wanderweg
Da ich noch relativ frueh dran war, erkundete ich mich mal einen ersten Wanderweg, der einfach so ein stuendiger Loop war. Ich merkte bald, dass mir die Wanderwege einfach zusagen. Es hatte irgendwie was Spezielles und doch war es einfach nur ein Wanderweg durch viel Gruen. Jedenfalls die zweite Haelfte fuehrte der Klippe entlang und das war schon spektakulaer. Zurueck im Camping machte ich dann nicht mehr viel, kochte mir ein wenig Pasta und irgendwann versuchte ich zu schlafen, und das am 20.00 Uhr...

Meine Matratze
Ich schlief sehr schlecht ... und ich merkte auch bald wieso. Meine Matratze war staendig wieder flach - Luft raus. Scheisse. Irgendwo hatte sie wohl ein kleines Loch und entleerte sich so etwa ueber eine Zeitspanne von 15 Minuten. Ich konnte dann immer Einschlafen, aber erwachte bald wieder weil es einfach unbequem war... und als ich dann mal schlief, wachte ich auf, weil ich fror. Es war saukalt. Normalerweise ist die Taktik, wenig anzuziehen im Schlafsack, immer aufgegangen bei mir, aber ich schlotterte. So musste ein Thermo und eine Kappe her. Dann ging es mehr oder weniger, war aber trotzdem immer wieder wach und fragte mich, wie lange es wohl noch dauern wuerde, bis es Morgen wuerde...

Ein langer Weg ...
Ich war bei der Harataonga Beach und ich musste zum Windy Canyon, wo ich eigentlich meine richtige Wanderung starten wollte. Ich dachte mir, es sei nicht so ein Problem, jemanden zu finden, der da hoch faehrt, weil das eine der Attraktionen ist. Zuerst einmal musste ich zur Hauptstrasse hoch laufen. Das war dann schon mal ein Weilchen und von dort fuehrte die immer ansteigende Strasse hoch zum Windy Canyon. Ich wuenschte mir nichts Sehnlicheres als ein Auto... aber es kam kein Einziges. Es kam mir dann mal in den Sinn, ob es daran liegt, dass es Sonntagmorgen ist. Gegen Ende hoffte ich einfach, dass jetzt nicht noch ein Auto kommt, sonst wuerde mich das nerven... mehr als 1 1/2 Stunden brauchte ich, bis zum Start der Wanderung zu gelangen. Und ich hatte schon einige Hoehenmeter in den Beinen. Das Gewicht des Rucksackes machte mir eigentlich mehr zu schaffen, denn dies war meine erste richtige Wanderung mit grossem Rucksack seit Australien...

Windy Canyon
Nun, die richtige Wanderung startete jetzt und fuehrte zuerst durch diesen Canyon mit riesigen Felsen und steilen Anstiegen. Der Wanderweg bestand meistens aus Treppenstufen und liess mich wissen, dass mir noch einige Muskel fehlen. Der schmale Wanderweg fuehrte dann ueber eine Ebene wo man eine super Aussicht ueber die Gegend erhielt. Weit vorne konnte ich sogar jemanden sehen und war ziemlich ueberrascht. Es war eine Gruppe von jungen Malaysianern, die ich mit meinem 4x schwereren Rucksack im Eiltempo hinter mir liess.

Treppenstufen
Der letzte lange Anstieg bis zum Gipfel wurde kuerzlich erneuert und bestand jetzt hauptsaechlich aus Treppenstufen. Ziemlich hohe Stufen wuerde ich sagen. Rucksack-freundlich war es jedenfalls nicht gebaut, manchmal musste ich schauen wie ich mit meinem Rucksack durch komme. Aber ich war dennoch froh ueber die Stufen, wuesste nicht wie ich sonst da hochgekommen waere. Oben angekommen genoss ich die Aussicht ueber die Insel und habe mich im Logbuch eingetragen.

Steiler Abstieg
Der Abstieg war ziemlich steil und rutschig. Hier hatte es leider keine Stufen. Und ich muess jetzt vielleicht noch erwaehnen, dass ich mir evtl. Wanderschuhe zulegen sollte und nicht mit meinen Running Schuhen einen Berg erklimmen sollte. Wie dem auch sei, ich hielt mich gut auf dem Weg - auch dank einigen Baeumen. Der Weg fuehrte mer oder Weniger einem Bach entlang und dies eroeffnete mir immer wieder perfekte Foto-Objekte.

Baden neben einem Wasserfall
Irgendwann kam eine Bruecke von wo man einen kleinen Wasserfall sehen konnte. Es hatte auch ein schoenes Seelein dort und einfach die Stimmung war famos. Ich konnte nicht anders und musste da runter. Anschliessend verbrachte ich einige Zeit an diesem schoenen Ort und ging sogar baden. Es war ziemlich kalt!! Aber herrlich, ein sensationelles Gefuehl. Ich fuehlte mich wie auf Wolke 13.

Ich hasse Strassen
Der Weg fuehrte dann immer mehr Richtung Meer und ich kam dann an einer Huette vorbei, wo ein Australier uebernachtete. Ich hatte aber einen anderen Plan und wollte an einer Beach uebernachten. Dafuer folgte ich der Waldstrasse und ja, es wollte nicht mehr enden. Ich war doch schon sehr muede und eine langweilige Strasse gab mir gerade noch den Rest. Nach fast einer Stunde kam ich bei meinem Campingplatz an und war nur froh. Die naechste Stunde lag in meinem Zelt und tat einfach nichts. Dann wollte ich aufstehen und ich verspuerte noch nie dagewesene Schmerzen - meine Schultern. Es fuehlte sich grauenhaft an. Und obendrein hatte ich auch den Wolf - perfekt.
Dass meine Nacht ohne funktionierende Matratze und Schultern, die eigentlich etwas Weiches begruesst haetten, nicht so toll war, muss ich ja nicht erwaehnen.

Einfach nur weg von der Strasse
Am Morgen musste ich den gleichen Weg auf der Strasse zurueck zur Huette laufen und war dann froh, einen anderen Weg nehmen zu koennen. Der Weg war der Kiwiniki-Track. Ich dachte der fuehrt da irgendwie 'flach' der Kueste entlang. Aber wie komme ich auf die Idee 'flach'. In Neuseeland gibt es nichts Flaches. So war es denn auch, ich machte sehr viele Hoehenmeter, aber ja, der Weg war genial. Er fuehrte durch den Busch, dann konnte man wieder eine Beach sehen oder auch runter gehen, der Wanderweg war mit Moos ueberwachsen und man musste zwischendurch kleine Baeche ueberwinden. Der Weg gab mir so viel zurueck, da konnte ich die Anstrengung wieder vergessen.
Nach 3 Stunden (anstatt 4 wie angegeben) kam ich wieder zur Waldstrasse und war noch nie so froh, diese zu sehen. ;)

Bach-Huepfen
Kurz auf der Strasse, nahm ich auch schon wieder einen anderen Wanderweg, der fuehrte einem Fluss entlang und man musste diesen sicher 10x ueberqueren. Und bei jeder Ueberquerung war es einfach soo schoen, da musste ich einfach ein paar Fotos machen. Dieser Weg war soooo schoen, einfach genial. Ich war ja wieder einige Zeit unterwegs, aber nach diesem Weg spuerte ich ueberhaupt keine Schmerzen mehr, das Fotografieren und einfach die geniale Natur gaben mir so viel Energie...

Letzte Nacht
Ich kam dann endlich bei meinem Campingplatz an und war nicht lange allein. Und das war schon etwas Spezielles auf dieser Insel. Der Australier (aus Alice Springs), den ich gestern gesehen hatte, uebernachtete auch dort. So hatte ich das erste Mal auch etwas Gesellschaft. War plauderten hauptsaechlich ueber Wanderungen und was er schon alles fuer grosse Tracks gemacht. Ziemlich eindruecklich. Ich habe ihm dann mal versucht, OL zu erklaeren. ;)

Keine Box
Ich startete sehr frueh in den letzten Tag, um 07.00 Uhr und die Sonne war noch nicht oben. Ich wanderte zuerst zu diesem kleinen Wasserfall, den ich mal erwaehnt habe. Dort haben Chris und Vera eine Box versteckt. Aber leider, und ich bin wirklich enttaeuscht, konnte ich die Box nicht finden und somit meinen Namen nicht eintragen... :( Ich suchte bestimmt eine halbe Stunde lang und musste es dann aufgeben. Ich hatte ja kein Empfang, sonst haette ich Chris angerufen...

Der Lohn fuer die harte Arbeit
Mein Tagesziel, bevor der Flieger fliegt, waren die Hot Springs. Ich war so gespannt, diesen Ort zu sehen, dass ich nicht einmal Fruehstueck ass. Ich flog fast dahin. Anstatt 75 Minuten brauchte ich 40 Minuten dahin zu kommen. Und ich gebe zu, ich hatte richtig hohe Erwartungen und sie wurden fast alle erfuellt. Der Dampf ueber dem Bach fehlte mir ein bisschen. Jedenfalls, es war ein Bach mit warmem Wasser. Jetzt bitte stelle man sich das mal vor. Man ist in den "Bergen" und man kann sich einfach in den Bach legen und das warme Wasser geniessen und einfach 'da-sein'. Genau so war es! Herrlich, genial und ich war nun mittlerweile auf Wolke Nr. 23 angelangt oder so. Ich lag im Bach und habe es einfach genossen. Ich verbrachte sicher eine Stunde dort, bevor ich dann aber weiter musste.

30 Minuten
Zurueck von den Hot-Springs musste ich der "Hauptstrasse" in Richtung Flugfeld folgen. Ich hatte genuegend Zeit eingerechnet um alles selber laufen zu koennen, wenn es denn sein muesste. Aber zum Glueck lud mich dann auf halbem Weg noch eine nette Dame auf und ich war genuegend frueh dort. Der Flug dauerte wieder nur 30 Minuten und ich war wieder in der grossen, menschenvollen Stadt angekommen.

Zusammenfassung
Ich weiss nicht, wie es in diesem Text daher kommt, aber ich bin Feuer und Flamme fuer diese Insel. Es war ein Paradies persoenlich fuer mich. Diese Wanderwege, das Gruen, das Wetter, das Moos, die Palmen, das Farn, die Beaches, die Wasserfaelle, die Bergbaeche, Hot Springs, schoene Zeltplaetze, keine Leute, perfekte Fotomoeglichkeiten, ... es war einfach magisch von Anfang bis Schluss. Es war gigantisch, meisterhaft, gewaltig, sensationell... ein Traum! Perfekt!

Karte Great Barrier Island

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen