Donnerstag, 13. Januar 2011

Marathon+ auf der Kiwi Insel

Es gibt in Neuseeland noch etwas mehr als 60‘000 Kiwis, ca. 20‘000 davon leben allein auf der kleinen Insel „Stewart Island“ die noch südlicher als die Südinsel Neuseelands ist. Es gibt wohl keinen anderen Ort auf dieser Welt der weiter entfernt ist von zu Hause.

Zu dieser Tatsache kommt noch dazu, dass es einen Great Walk auf dieser Insel gab, also gab es für mich nichts Anderes, als die Insel zu besuchen. Nachdem ich mich von Philippe und Julie verabschiedet hatte, buchte ich die Fähre für die Insel um 17.00 Uhr und setzte mich somit selber unter Druck, denn ich hatte noch eine 2-3 Stundenfahrt vor mir. Es klappte natürlich alles wie geplant und der Rucksack war innert Minuten gepackt und ich bereit für zum Einsteigen.

Ursprünglich wollte ich eine 10-Tages Wanderung absolvieren, im berühmten Schlamm der Insel mich durchquälen und dabei mit etwas Glück einen Kiwi in der freien Natur zu beobachten. Doch dafür hatte ich jetzt keine Zeit mehr. Also entschied ich mich, den Great Walk (36 km) zu rennen. Damit würde ich die 3-Tages-Wanderung in einem Tag absolvieren. Gesagt getan, wollte ich am Morgen zum Start der Wanderung. Dass ich dafür auch noch 5km laufen musste, war nicht einkalkuliert. Dann gings aber ans Rennen und ich legte das erste Teilstück zur ersten Hütte (Port William Hut) in gut einer Stunde zurück. Der Weg war super gravel, wie gemacht zum Rennen. Es ging auf und ab. Zwischendurch testete ich meine mentaler Bergauf-Strategie.

Nach einem kurzen Stopp, rannte ich weiter zur zweiten Hütte (Northarm Hut). Für diesen Abschnitt brauchte ich etwas länger, nämlich 1h 45 Minuten. Der Weg war aber auch anspruchsvoller. So war es nicht nur noch Gravel, sondern ein wunderbarer, enger Waldweg, mit ein paar Schlammpartien. Auch hier spürte ich dass Steigung involviert war. Etwas müde, legte ich einen etwas längeren Stopp ein und besichtigte noch den speziellen Beach gleich nebenan.

Das nächste und letzte Teilstück war wohl das Schlimmste. Die nächsten 40 Minuten rannte ich nicht viel, sondern war dem Schlamm beschäftigt. Ich hatte ihn also doch erlebt, den berühmten Schlamm dieser Insel. Ich schaffte es bis knapp unters Knie mit dem rechten Bein, aber nur weil ich nicht aufpasste. Meine Laufschuhe, ursprünglich weiss, sahen nun etwas anders aus und rochen auch entsprechend. Da kam der Beach (Sawdust Bay) gerade recht und ich wusch mich so gut es ging. Ich entdeckte dann um die Ecke noch einen ganz netten Fleck, den ich gleich als Foto-Stopp missbrauchte.

Zurück auf dem Weg sollte es ja nicht mehr so weit sein bis ins Ziel. Meine Beine wurden schwer und meine Motivation liess nach, so dass die Steigungen umso länger wurden. Dann nach 40 Minuten hätte ich schwören können, ich sei am Ziel. Kurz vorher hatte ich gerade noch meinen letzten Riegel gegessen. Doch dann kam der Dämpfer – noch 5km. :( Ich war fix und foxi, dennoch quälte ich mich rauf auf den Hügel, meistens laufend. Endlich oben angekommen, konnte ich kaum noch bergab rennen. Dann endlich die Strasse. Zwar war nun die Wanderung fertig, aber mein Hostel noch lange 2km entfernt.

Ich habe also den Great Walk in 4h und 40 Minuten absolviert. Mein Great (Run) Walk #7.

Fauler Abend
Ich war dann aus irgendwelchen Gründen sehr müde. Ich ass als ich zurück kam vom Rennen etwa 300g Pasta und hatte ein lange, verdiente Dusche. Danach lag ich im Bett und stand bis am nächsten Morgen eigentlich nicht mehr auf. Ich hatte irgendwie keinen Hungen auf Abendessen.

Neuer Tag, neue Pläne
Ich hatte ja noch etwas anderes im Kopf auf Stewart Island, nämlich einen Kiwi zu sehen. Dafür gab es die bekannte Möglichkeit, zur Mason Bay zu gehen, denn dort in der Umgebung wurden regelmässig Kiwis gesehen. Nur, muss man irgendwie dahin kommen. Wenn man nicht die 10-Tages-Wanderung macht, bleibt eigentlich nur noch das Flugzeug als Option. Ich wählte dann wohl die weniger bekannte Variante. Ich nehme ein Wassertaxi zur Freshwater Hütte, wandere 3-4 Stunden in Richtung Mason Bay und nehme den Flieger zurück. Weil man aber das Wassertaxi nur bei Flut nehmen kann, musste ich warten bis 18.30 Uhr.

Zeit vertreiben auf Ulva Island
Es gab dann hier noch mal so eine Attraktion. Nämlich die Insel „Ulva Island“, welche 10 Minuten vom „Land“ entfernt war. Dort gibt es etliche Vögel zu beobachten. Also entschied ich mich, 4 Stunden lang auf dieser kleinen Insel zu vertrödeln. Es war dann ganz nett, wirklich. Es hatte einen schönen Beach und verschiedene Wanderwege, wo ich vor allem versuchte, die anderen Touristen zu vermeiden. Das gelang relativ gut, indem ich immer in die andere Richtung lief. Ich quasselte und pfeiffte mit den Vögeln – ob sie mich verstanden haben weiss ich allerdings nicht.

Mein Wassertaxi
Eine 40-minütige Fahrt mit dem Wassertaxi auf dem sehr rauhen Meer stand an. Die Wellen schlugen das kleine Boot rauf und runter und man musste sich gehörig festhalten. Am Schluss wurde aber alles etwas ruhiger sobald es ins seichtere Wasser ging. Die letzten paar Kilometer fuhren wir gar auf einem Fluss aufwärts bis zur Hütte.

Abendspaziergang
Kiwis kann man bekanntlich am besten morgen früh oder zum Eindunkeln sehen. Also machte ich eine stündige Wanderung, bewaffnet mit Foto-und Videokamera, in der Hoffnung einen Kiwi zu sehen. Ich wurde aber nicht belohnt. In der einsamen Hütte ging ich dann bald schlafen (hätte ich doch mein Buch gestern noch nicht beendet...).

Morgenstund hat Gold im Mund...
Ich hatte keine Ahnung wann denn Sonnenaufgang ist. Der Wecker war auf 04.00 Uhr gestellt. Hellwach und voller Tatendrang stellte ich fest, dass es noch stockfinster war. Ich habe dann einen Tee gekocht und mich anschliessend bis 05.00 Uhr wieder ins Bett gequält. Dann war Porridge auf dem Programm und um 05.45 Uhr verliess ich die Hütte in Richtung Mason Bay.

Es war kalt und windig. Ich hatte Shirt, Pullover, Jacke und Kappe an. In der rechten Hand die Videokamera, links die Fotokamera.

07.00 Uhr
Ich hörte viele Geräusche, aber dann hörte ich ein anderes Geräusch. Ein Tier das durch den Busch huscht. Rechts geschaut und meinen Augen nicht getraut. War das ein Kiwi? Unsicher, skeptisch. Videokamera läuft? Wo ist er? Dann sah ich etwas davon laufen. Immer noch skeptisch. Rucksack abgelegt und dem Weg zurück gefolgt in die Verfolgung. Nach 5 Minuten gab ich auf. Zurück beim Rucksack höre ich es wieder. Rechts geschaut. Da war er – der Kiwi! Ich habe ja schon viele Bilder gesehen, aber dass er auch tatsächlich so aussieht, glaubte ich erst dann. Und war auch ganz gross, sicher fast Knie-Höhe. Ich war überglücklich, dass es geklappt hat.

07.30 Uhr
Mit meiner bereits erfolgreichen Mission hatte ich nun keine Erwartungen mehr, aber kein Grund nicht auf weitere Kiwi-Geräusche zu lauschen. Da war doch was. Und tataaa, mein zweiter Kiwi. :-)

Dabei blieb es auch. Zwei war mehr als ich erwartet hatte – viel mehr. Fotobeweise habe ich keine, aber dafür Videos. :-)

Die Wanderung an sich war äusserst langweilig. Aber das war mir ja schlicht egal.

Bei der Mason Bay Hütte angekommen, habe ich mal noch etwas mehr gegessen. Und ich musste ja noch etwas Zeit totschlagen, bis ich um 13.00 Uhr meinen Flieger haben würde. Zwei Stunden vor dem Flug ging ich dann schon mal zur Landebahn (Beach) und schaute mich im sehr schönen Dünengelände um. Jetzt sah ich auch zum ersten Mal an diesem Tag die Sonne. Aber es war sau windig.

Ruckliger Flug
Um 12.58 Uhr wurde ich schon ziemlich skeptisch, wo denn mein Flieger ist. Dann brauste er aber sogleich heran und landete auf dem Beach. 4 Leute stiegen aus und ich stieg ein. Der Flug zurück war ziemlich kurz, aber umso ruckliger. Der Pilot hat ein paar nette Schlenker mit dem Flieger gemacht, so dass es mir wie auf einer Achterbahn vorkam.

Zusammenfassung
+ 1 Great Walk
+ 2 Kiwis

Aussichten
Ich bin nun in Te Anau und hoffe auf gutes Wetter. Wenn alles so ist wie ich will, gehe ich auf eine längere Wanderung morgen, wie lange, keine Ahnung.

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