Dienstag, 18. Januar 2011

Fiordland in einem Track

Zum ersten Mal hörte ich vom Dusky Track als ich in Nelson war und mir Informationen über den Abel Tasman Track holte. Der DOC-Mann erzählte mir davon. Und seither schwirrte er in meinem Hinterkopf umher und wartete darauf, von mir gemacht zu werden.

Da ich auf die 10-Tages-Wanderung auf Stewart Island verzichtete und eine abgespeckte Version machte, hatte ich Zeit für andere Tracks – wie eben, der Dusky Track.

Zuerst einmal ein paar Ausschnitte von meinem Guide: „… ist he Dusky Track, a true wilderness tramp.“. Dann im Flyer des Tracks: „The Dusky Track can be ...
...challenging
...wet
...steep
...difficult
...rough
...Awesome!”

Und jetzt nach dem Track, kann ich mit allem übereinstimmen. Aber zuerst nun wieder zum Anfang. Ich kam am Donnerstagabend in Te Anau an. Schnell war klar, dass man zum „richtigen“ Start der Wanderung nur an einem Montag und Donnerstag kommt (das Boot fährt nur dann). Das passte nicht in meinen Zeitplan, sowie der Wetterbericht, der passte auch nicht, aber darüber später mehr.

Am Freitagmorgen besuchte ich den Typ vom Wasserflugzeug und informierte mich mal über Flüge. Er konnte mir als Einzelperson natürlich nichts anbieten, aber bot an, mich anzurufen, wenn sich was ergibt. Ich habe in der Zwischenzeit alles gepackt, E-Mails geschrieben, ein Beacon organisiert (so ein Gerät, das ein Signal über einen Satelliten sendet, damit sie mich retten kommen), ein Formular ausgefüllt (im Fall der Fälle, dass ich bis am 21. Januar nicht zurück kehren sollte, damit sie mich ebenfalls suchen kommen) und ein bisschen im neuen Buch gelesen... ich war auf Abruf. Dann plötzlich nach dem Mittag rief er an. Wie schnell ich da sein kann. Ich sagte 10 Minuten. Und sage und schreibe, 20 Minuten nach dem Anruf, sass ich im Flieger. So schnell geht’s. Ich hatte nicht mal Zeit mich von meiner Liebsten zu verabschieden...

Ein Scenic Flight über Fiordland, davon können die Meisten nur träumen. Es war wirklich sehr schön und das Wetter an diesem Tag einzigartig (für einmal). Perfekte Bedingungen für einen Flug. Wir flogen eigentlich direkt über den Wanderweg hinweg und ich sah schon die Hütten, wo ich später übernachten würde. Die Landschaft sah schon von oben sehr schön aus. Gelandet haben wir in der Supper Cove. Um 14.00 Uhr war ich am Boden, Rucksack auf dem Rücken und startklar, die erste Etappe bis zur ersten Hütte zu meistern.

Tag 1
Die ersten 45 Minuten, also mein erster Eindruck des Tracks, waren haarsträubend. Der Wanderweg oder besser gesagt, der Kletterweg, war unglaublich anspruchsvoll, anstrengend und mit Rucksack ein Kampf. Ich fragte mich schon, ob das so nun die ganze Wanderung so sein würde. Zum Glück nicht. Nach einem Wasserfall wurde es dann flacher, dafür etwas sumpfiger, aber das spielt ja keine Rolle. Das Wetter war immer noch sehr gut und der Wald, der Bach zur rechten Seite, alles war sehr schön anzusehen. Der Wald war ganz nach meinem Geschmack – Moos soweit das Auge reicht.
Nach 4 ½ Stunden sah ich zum ersten Mal den See, wo die Hütte sein würde. Im See drin waren etliche Baumstämme zu sehen. In der Touristeninformation sagten sie, dass wenn man die Bäume nicht mehr sehen kann, dass man gar nirgends hin gehen soll, sondern einen Extra-Tag in der Hütte verbringen soll. Wie auch immer, ich benötigte dann nochmals etwa eine Stunde, bis ich schlussendlich bei der Hütte angekommen war. Michelle und Brendon waren bereits dort und haben für mich die Meisten Sandfliegen schon umgebracht. Nur die Türe liess sich nicht ganz schliessen, das war etwas ärgerlich.

Tag 2
Ich beschloss, einen Tagesausflug zu machen rauf auf den Berg, raus aus dem Wald und die geniale Aussicht und Landschaft zu geniessen. Alles war perfekt, nur das Wetter nicht. Es war sehr bewölkt, aber regnete noch nicht. Der Weg rauf war sehr, sehr steil. In meinem Reiseführer hat dieser Abschnitt sogar ein „very steep section“ verdient. Und es war wirklich steil und an einem Ort sogar mit Drahtseil ausgerüstet. Der Weg war nicht nur steil, sondern auch anspruchsvoll vom Untergrund her. Wurzeln, Steine und alles Mögliche. Man brauchte eigentlich beide Hände, um da hoch zu kommen. Dumm nur, wenn man mit der Beat-Tagesausflug-Ausrüstung unterwegs ist. Linke Hand: Stativ. Rechte Hand: Kamera + Sack voll Essen, Regenjacke und Sandfliegen-Spray. Ich hatte ja keinen Tagesrucksack. Aber es ging dann schon irgendwie.
Oben angekommen war klar, dass es genial wäre, wenn das Wetter gut wäre. Aber so war es halt „nur“ sehr schön. Ich konnte mir gut vorstellen, wie es mit etwas mehr Licht wäre... wenn das Wörtchen „wäre“ nicht wäre. ;)
Zuoberst entschied ich mich, des Wetters wegen, nicht noch weiter in Richtung Hütte zu laufen, sondern wieder zurück zu meinem Ausgangspunkt. Der Wind war nun schon sehr stark und ein paar Regentropfen spürte ich auch schon.
Zum Glück habe ich mir beim Raufklettern nicht überlegt, wie ich wieder runter komme, sonst wäre ich wohl nie rauf. Der Abstieg war sehr, sehr schwierig und meine Ausrüstung machte es nicht einfacher. Ich brauchte wohl länger für runter, als für rauf, aber das ist eben wie im OL so.

Nacht 2
Es regnete.

Tag 3
Der Bericht ist nur auf mündliche Anfrage verfügbar.

Tag 4
Es regnete nicht mehr. Aber es war immer noch sehr bewölkt. Ich war nun bei der Kintail Hütte und die heutige Etappe sah vor, den Centre Pass zu überqueren, auf der anderen Seite runter bis zur Upper Spey Hütte. Der Aufstieg verlangte zwei Hände (die ich dieses Mal sogar zur Verfügung hatte). Einmal aus dem Wald konnte man runter ins Tal blicken, wo man vor ein paar Stunden angefangen hatte. Auf dem Pass windete es dann ziemlich stark und ich sah mich gezwungen, eine Jacke anzuziehen. Von hier oben konnte man dann in beide Täler blicken. Leider liess es das Wetter nicht zu, den Mt Memphis zu besteigen, von wo man eine sensationelle Aussicht hätte. So ging es nun wieder runter in Richtung Wald. Dieser Abschnitt des Waldes war wieder einmal ausserordentlich grün, moosbewachsen und schön. Es ging steiler runter, als vorerst angenommen. Aber sobald als flach wurde, waren wir auch schon bei der Hütte angekommen. Ein kurzer Tag.

Tag 5
Ich entschied mich, das 11.00 Uhr Boot anzuzielen und musste dafür früh aus den Federn. Ich startete mit Wandern um 06.10 Uhr. Die 4-5 Stunden Wanderung + 45 Minuten auf der Strasse bis zum Hafen absolvierte ich schlussendlich in gut 4 Stunden. Der Weg war am Anfang noch etwas dunkel. ;) Aber es wurde dann immer heller und ich fand den Weg problemlos. Es war wieder mal ein etwas flacherer Abschnitt, aber trotzdem mit vielen sumpfigen Stellen versehen. Die Wanderschuhe, die schon seit Tag 1 nass waren, blieben nass. Nass bedeutet, tropfnass.
Die Strasse am Schluss war der Killer. Ich benötigte sicherlich mehr als diese 45 Minuten. Aber die Motivation auf dieser ultrabreiten und langweiligen Strasse war auch gleich Null.

Zusammenfassung & Tipps
Ein super Track. Sehr anspruchsvoll und anstrengend, aber sehr zu empfehlen (für Erfahrene Wanderer). Man sollte genügend (mehr als notwendig) Essen mitschleppen, denn es kann gut sein, dass man irgendwo einen Extra-Tag einlegen muss (aus Wetter-technischen Gründen). Man sollte beim Hauroko See anfangen und das gesamte Ding machen, es lohnt sich allemal. Ein Beacon gehört zur Grundausrüstung auf diesem Track und ist eine gute Versicherung.

Sandfliegen
Ich glaube ich habe noch nie so viele dieser sehr ärgerlichen Insekten auf einem Track gesehen. Die Supper Cove ist wohl die Brutstätte. Aber sie lieben auch die Hütten und vor allem die Toiletten. Wenn man dort die Türe aufmacht und man vor lauter schwarzem Schwarm den Deckel nicht mehr sehen kann ... jedenfalls, man sollte bereit sein, das Geschäft schnell abzuwickeln, sonst gute Nacht. Auf dieser Wanderung haben sie mich manchmal sogar während dem Wandern genervt, das kam bisher noch auf keinem Track vor...

Brücken
Auch einzigartig auf dieser Wanderung waren die Brücken (wenn es denn welche hatte). Das waren so drei Drahtseile. Eines zum Draufstehen und zwei für die Hände. Gleichgewicht halten war von Vorteil. Aber nach den ersten Brücken hatte man den Dreh raus.

Verrückte Leute
Es gibt übrigens noch Verrücktere Leute wie mich. Zwei Deutsche haben den gesamten Track in 4 Tagen gemacht. Normalerweise braucht man für alles 7-10 Tage. Zudem, in meiner vorletzten Hütte, kamen drei um 22.30 Uhr bei der Hütte an. Kletterten also den Weg im Dunkeln runter. Das ist einfach nur fahrlässig. Und vor allem haben sie uns geweckt... und um 23.00 Uhr noch Abendessen gekocht.

Aussichten
Ich muss mich mal etwas erholen. Aber das mache ich später... denn morgen beginne ich bereits wieder eine 4-Tages-Wanderung (Rees-Dart). Das muss einfach noch reingequetscht werden, bevor Adi am Sonntag in Christchurch ankommt.

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